1. April Extra/ Sonderausgabe – Trickster
Ich war am “verlieren meines Verstandes” heute Morgen während der Ashtanga-Yoga-Praxis: Die rasanten Gedanken wirbelten herum und mein Verstand schien mir Streiche zu spielen. Während ich über die Tricksereien meines Verstandes grübelte, kam mir eine interessante Einsicht: Es gibt eine intrinsische und paradoxe Verbindung zwischen der Tricksterfigur und dem Verstand.
Der Trickster ist auf der Welt unter vielen Namen bekannt. Sie ist ein kulturübergreifender Archetyp, bekannt als der Yoruba-Trickstergott Eshu, die ägyptische Göttin Isis, der Akan Anansi, Loki der nordischen Mythologie, die japanischen Kitsune, der Heyoka der Sioux, der griechische Hermes, der römische Merkur, der Narr im Tarot, die Schlange und Eva in der Bibelgeschichte usw.
Die Tricksterfigur ist bekannt für ihren brillanten Verstand, ihre Gerissenheit, ihre Kreativität, ihren Witz, ihre Fähigkeit, Chancen in scheinbar aussichtslosen Situationen zu sehen, und die Geschicktheit, ihre scheinbaren Schwächen in Tugenden umzuwandeln. Sie wird mit Kreuzungen, Kommunikation, Reisen, Magie und Gastaltwandlung in Verbindung gebracht. Sie überlistet die mächtigsten Götter, passt sich geschickt an und formt ihre Gestalt den Umständen entsprechend. Sie besitzt die Macht der Transformation und kennt das Gesetz des Nicht-Seins. Die Tricksterfigur ist weder dies noch das, sondern alles und nichts gleichzeitig. Diese Qualitäten macht sie zu einem wunderbaren Kandidaten für queere Menschen, die auf sie gut zurückgreifen können. Sie ist das Beispiel eines kulturellen Gender unspezifischen und nicht-binären Archetyps.
Die Verbindung zwischen dem Verstand und der Tricksterfigur
In der Astrologie ist Merkur der Planet, der mit dem Geist und dem Denken verbunden ist. Es ist der einzige Planet, dem in der traditionellen hellenistischen Astrologie kein Geschlecht zugeordnet ist. Im Tarot entspricht der Narr der Zahl Null. Die große 0, die alles einschließt und nichts enthält, die unendliche Möglichkeit, aus der alle Zahlen hervorgehen. In der Bibel trickst die Schlange Eva aus, die ihrerseits Adam dazu verführt, von der Frucht des Wissens zu essen. In der ägyptischen Mythologie bringt die Göttin Isis den Sonnengott Re dazu, seinen äußerst mächtigen geheimen Namen zu verraten, und so geht es weiter und weiter.
Wir können die Tricksterfigur als jemanden sehen, die die Qualitäten der Intelligenz trägt. Wir können diesen Charakter aber auch als Archetyp des Geistes verstehen. Aus diesem Blickwinkel wird der Geist zum Trickster. Und ist der Geist nicht wirklich der Gestaltwandler schlechthin? Er hat keine Materie und daher keine körperlichen Begrenzungen, er kann Gedanken erschaffen, brechen, formen, anpassen, er kann ein Objekt definieren und umdefinieren, er kann zu fernen Ländern reichen, er kann Bekanntes und Unbekanntes ergründen und er kann uns austricksen.
Der Geist als ein Trickster
Wenn wir den Geist als des Narrens Null und als den geschlechtsneutralen Merkur bezeichnen, erkennen wir seine nicht-binäre Qualität an. Interessanterweise ist er jedoch gleichzeitig genau jene Kraft, der das Binäre erschaffen hat. In Gender- und Queer-Diskursen sprechen wir über Sex und Gender-Fluidität und über die Binarität von männlich und weiblich als konzeptionelles Produkt des Geistes. Wie Judith Butler es ausdrückte, wird das Geschlecht durch Iterationen erschaffen: Sich im Laufe der Geschichte oft genug wiederholende kulturelle Inszenierungen, bis sie sich in Form und Gestalt manifestieren.
Wenn wir dem Argument folgen und den Geist als die Ursache von dem Binären und der Dualität sehen, kommen wir zu einem Paradoxon. Es scheint, dass genau das, was nicht-dual ist, die Ursache der Dualität ist. Ich bin jedes Mal überwältigt von der Paradoxie des Universums. Ich liebe es. Universum, du bist zweifellos der größte Trickster.
Fazit: Wir haben gute Neuigkeiten! Wenn der Verstand Dualität erschafft und gleichzeitig ein hinterhältiger gestaltenwandelnder Trickster ist, scheint es, dass er über das Heilmittel gegen sein eigenes Konstrukt verfügt
Passt aufeinander auf und genießt eure gestalten-wandelnde Fluidität,
Mit Liebe
<3